11. Juli ist der World Benzo Awareness Day.

Viele meiner Patienten nehmen Benzodiazepine (Wirkstoffe: Alprazolam, Adinazolam, Climazolam, Chlordiazepoxide, Clonazepam, Clorazepate, Diazepam, Estazolam, Flurazepam, Flunitrazepam, Halazepam, Lorazepam, Lormetazepam, Loprazolam, Midazolam, Oxazepam, Temazepam, Triazolam, Prazepam, Nimetazepam, Nitrazepam).

Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel, die eine sehr große Verbreitung bekommen haben. Wer über Schlafprobleme, innere Unruhe, Nervosität, depressive Verstimmungen und Ähnliches klagt, bekommt schnell ein Rezept für Tavor oder Diazepam. Die Patienten nehmen die Tablette, können dann die Nacht endlich gut durchschlafen und nehmen so die Tablette ein weiteres Mal und noch ein weiteres Mal – weil sie scheinbar hilft.

Viele Patienten haben zu spät erkannt, dass sie mit den Tabletten ein schlechtes Geschäft gemacht haben. Zuerst haben die Tabletten tatsächlich geholfen ihnen zu schlafen, doch nach und nach haben sie die Fähigkeit zerstört, überhaupt schlafen zu können; und sie haben abhängig gemacht.

Immer wieder berichten mir die Patienten, dass sie „von dem Zeug weg“ wollen, es ihnen aber nicht gelingt. „Ich muss ja funktionieren und ohne Tablette schlafe ich gar nicht mehr und dann bin ich wie gerädert“ – so eine der üblichen Aussage.

Die Symptomatik, bei der Benzodiazepine verschrieben werden – Schlafprobleme, innere Unruhe, Nervosität, depressive Verstimmungen – künden oft von rein psychischen Belastungen. Überforderung am Arbeitsplatz, Probleme in der Beziehung, mit denen kein angemessener Umgang gefunden wird usw.

Ein psychologisches Problem kann man nur psychologisch behandeln – alles andere ist ein Selbstbetrug. Nicht ein Beruhigungsmittel, sondern ein angemessener, gesunder Umgang mit sich selbst, eventuell unterstützt durch psychologische Begleitung, kann helfen, innere Ruhe und Gelassenheit wiederherzustellen.

Lena Kornyeyeva

P.S. People and their experiences with Benzos zum World Benzo Awareness Day 2016: https://www.youtube.com/watch?v=2X6ZFmo3VBY

P.P.S. Unabhängige Information und Austausch über Nebenwirkungen und Absetzsymptome von Psychopharmaka http://adfd.org