In Gesprächen entstehen manchmal unerwartete Missstimmungen bis hin zu Konfrontationen. Getragen werden die plötzlich auftretenden Verstimmungen von ungeprüften Fantasien — über den Hintergrund der Aussagen des Gegenüber. Ungeprüfte Fantasien werden als Realität wahrgenommen, die Gelegenheit, sie im Gespräch zu prüfen, wird häufig nicht genutzt. Emotionen können stärker werden, unterstützt von den ungeprüften Fantasien. Dieser Prozess läuft innerlich ab und bleibt dem Gegenüber gar nicht offenkundig. Eine geäußerte ungeprüfte Fantasie kann auch als eine Unterstellung aufgenommen werden und Emotionen erwecken. Es beginnt ein Aufschaukeln von ungeprüften Fantasien und nachfolgenden Emotionen — es startet eine Eskalation.

Ein Beispiel: A verhält sich etwas undiplomatisch und bei B entsteht der Eindruck, dass er angegriffen wird. Um sich zu verteidigen, erwidert B etwas, das die Gefühle von A verletzt. A erkennt sich nicht als den Auslöser; er ist verärgert und findet den Umgang ungerecht, da er ohne böse Absicht gesprochen hatte. Im nächsten Schritt denkt er, dass B ihn nicht mehr lieb hat, um sich selbst eine Erklärung dem Geschehenen zu geben. Auf diese „Erklärung“ folgt die nächste Emotion — die Angst, tatsächlich abgelehnt und nicht mehr geliebt zu werden. Aus dieser Angst heraus agiert A mit weiteren Vorwürfen und Verletzungen …  

Beispiele dieser Art kennt jeder. Und doch sind diese Eskalationen vermeidbar. Es gibt immer eine Möglichkeit, eine ungeprüfte Fantasie über das Verhalten oder das Denken des Anderen zu prüften. Auch eigene Emotionen sollen zuerst erkannt und zugeordnet werden — und dann geäußert. Diese Schritte reichen, im das Riesenrad in seinem unheilvollen Lauf zu stoppen.  

„Mir schien es, dass meine Wörter dich geärgert haben.“

„Bei mir ist gerade der Endruck entstanden, dass ich deine Gefühle verletzt habe.“

„Ich habe Befürchtung, dass du mich nicht mehr lieb hast.“ 

Notwendige Voraussetzung für diese Äußerungen ist Ehrlichkeit von beiden Seiten. Ehrlichkeit und Offenheit im Umgang miteinander können Sie bei mir im Paarcoaching lernen. Dann ist vieles möglich: Eine kleine aufpoppende ungeprüfte Fantasie zu bestätigen oder zu widerlegen kann ein Riesengewinn für eine Beziehung sein. 

Eine Fantasie zu äußern und zu prüfen ist das Mittel, um unangenehme Emotionen zu vermeiden. Negativen Emotionen zu benennen und abzureagieren hilft, wieder Vertrauen und Nähe zu erleben. Ohne Vertrauen und Nähe entsteht keine Zweisamkeit. 

Konzept der ungeprüften Fantasie: Claude Steiner, der Entwickler der Emotionalen Kompetenz; Die Idee des Riesenrades und der Abbildung: Lena Kornyeyeva